Wer war Julius Axenfeld?


AXENFELD, JULIUS Heinrich

 

* 04.03.1834 (20.02. russ. Kalender) Nowgorod Sjewersk (Ukraine) als zweiter Sohn des Arztes Dr. med. Leon Axenfeld und seiner Frau Cäcilie geb. Friedländer; 

 

† 28.07.1896 Marburg/Lahn. Pfarrer in Godesberg von 1870 bis 1895.

Julius Axenfeld
Julius Axenfeld

Die Eltern Axenfelds stammten aus wohlhabendem jüdischem Elternhaus und waren in jungen Jahren zum protestantischen Glauben konvertiert. Der Vater starb schon 1836. Die Erziehung des begabten, aber ungestümen Jungen begleitete der Bruder der Mutter, der Gymnasiallehrer Dr. Karl Friedländer. Am Ende der Schulzeit erlebte Julius Axenfeld ein Missionsfest im Jahre 1854 als Wende seines Lebens. Er entschied sich für das Studium der Theologie und wollte Missionar werden. Durch Vermittlung des Berliner (einstigen Bonner) Theologen Karl Immanuel Nitzsch wurde Axenfeld Hauslehrer im Hause des Grafen zu Dohna-Schlobitten in Ostpreußen. Pfarrer Julius Heinersdorff, Axenfelds Onkel, machte ihn mit der Frömmigkeit der Erweckungsbewegung und den Zielen der Inneren Mission vertraut.

 

Nach Abschluss seines Studiums wurde der junge Theologe auch mit Johann Hinrich Wichern und Theodor Fliedner bekannt und lernte ihre großen diakonischen Einrichtungen kennen. Seine beruflichen Stationen waren zunächst (1862) eine Düsseldorfer Stelle als Lehrer und Pastor, dann (1863) eine Pfarrstelle der Preußischen Landeskirche in Smyrna (Izmir), in der Axenfeld ein erhebliches missionarisches und pädagogisches Engagement bewies. Mit in Deutschland eingeworbenen Mitteln („Verein für christliche Bildung im Orient“) gründete er eine evangelische Jungenschule und verfolgte die Gründung einer Missionsvorschule. Aus gesundheitlichen Gründen musste Axenfeld nach sechsjährigem Aufenthalt aus Smyrna nach Deutschland zurückkehren. Dies wurde für Godesberg bedeutungsvoll, denn 1870 trat er hier nun die (damals einzige) Pfarrstelle der jungen Godesberger Gemeinde an, die wenige Jahre nach ihrer Gründung im Jahre 1861 ihren ersten Pfarrer, den wie Axenfeld 1834 geborenen Johann Friedrich Schubring, durch dessen frühen Tod (1869) verloren hatte. Axenfeld hat in Godesberg bis zu seiner Emeritierung 1895 gewirkt. In rastlosem Einsatz hat er die Grundlagen für den weiteren Aufbau der Evangelischen Gemeinde gelegt und hat mit seinem Wirken wesentlich zur Entwicklung der ganzen Kommune beigetragen.

 

Auf Axenfeld geht das Pädagogium Godesberg zurück, die Otto-Kühne-Schule (das „Päda“), ursprünglich ein Gymnasium für Jungen, mittelbar auch das Amos-Comenius-Gymnasium als Nachfolgerin des in der NS-Zeit geschlossenen, von Axenfeld begründeten evangelischen Lyzeums für Mädchen. Er hat das Evangelische Diaspora Waisenhaus Godesheim (das heutige Jugendhilfezentrum) gegründet; und weil er dabei weitblickend auf der Godeshöhe das große Gelände des dort gelegenen alten Bauernhofs ankaufte, verdanken heute neben dem Godesheim auch das 1970 eingeweihte Evangelische Krankenhaus (Waldkrankenhaus) und das 1996 eröffnete, nach Pfarrer Heinrich Kolfhaus (1879-1956) benannte, Seniorenzentrum diesem Pionier der Evangelischen Gemeinde ihren Grund und Boden.

 

Auf freiem Felde baute Axenfeld die Evangelische Kirche, die heutige Erlöserkirche an der Rüngsdorfer Straße, weil er das Wachstum der evangelischen und der kommunalen Gemeinde voraussah. Er begründete den ersten evangelischen Kindergarten (Kleinkinderschule) und eine evangelische Privatelementarschule, eine Herberge zur Heimat, ein Erholungshaus für Männer, den Verein für Innere Mission und anderes mehr. Die zunächst kleine, aber bald sehr anwachsende, evangelische Diasporagemeinde verteidigte er in der Zeit eines ultramontanen Katholizismus gegen eine Gefährdung des Evangeliums durch eine als imperial empfundene Papstkirche.
Axenfeld hat es verstanden, Menschen zu gewinnen, die sein kirchliches, diakonisches und missionarisches Wirken und auch seine Bautätigkeit lebhaft unterstützten. Er war ein frommer Mann, der ganz in seiner Arbeit aufging und seine Ziele energisch verfolgte. Manches aus seinem Wirken erfährt man bei der Lektüre seiner zahlreichen Flugschriften. Auch die Lebenserinnerungen seines Vetters Karl Heinersdorff, der wie Axenfeld für den Aufbau der Inneren Mission im Rheinland von hervorgehobener Bedeutung war, vermitteln einen Eindruck von der Aufbruchsstimmung jener Jahre. Ein Lebensbild Axenfelds stammt aus der Feder seines Sohnes Karl Axenfeld.

 

Seit 1862 war Axenfeld mit Charlotte Link verheiratet; sein Schwager Theodor Link, Pfarrer in Koblenz, hat für die Erforschung der rheinischen Kirchengeschichte und den Aufbau des kirchlichen Archivs des Rheinlandes Wesentliches geleistet. Dem Ehepaar Axenfeld waren drei Töchter und drei Söhne geschenkt. Gottfried Axenfeld trat als Pfarrer in die Fußstapfen des Vaters; auch die Töchter Hanna und Elisabeth waren mit Pfarrern (Arnold Waubke, Richard Arnold) verheiratet; Karl Axenfeld wurde General-superintendent der Kurmark, Theodor Axenfeld Professor der Augenheilkunde in Freiburg im Breisgau. Elma Axenfeld war Pianistin so wie ihre Nichte Edith Picht-Axenfeld, eine Tochter des Ophthalmologen, Ehefrau des Philosophen und Pädagogen Georg Picht.

Das Grab auf dem Burgfriedhof
Das Grab auf dem Burgfriedhof

Seit seinem Tode ist Axenfelds und seines noch für die Gegenwart grundlegenden Wirkens wiederholt in öffentlichen Veranstaltungen dankbar gedacht worden. Das Jugendheim der Erlöser-Kirchengemeinde in der Habsburgerstraße 9 und die diakonische „Julius Axenfeld Stiftung“ sind nach ihm benannt. Die Kommune pflegt sein Grab auf dem Burgfriedhof als ein Ehrengrab, und eine Straße nahe der Godeshöhe trägt seinen Namen.

 

Stephan Bitter (11.03.2012)

 


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